Was Sie über Elon Musks neue Firma xAI wissen müssen (2024)

Was Sie über Elon Musks neue Firma xAI wissen müssen (1)

von Hannah Schwär

4 Min.

Elon Musk tritt mit einem neuen KI-Start-up gegen die Branchenriesen OpenAI und Google an – und hat der Konkurrenz fast ein Dutzend Top-Wissenschaftler abgeworben. Was hat er vor?

Der südafrikanische Multiunternehmer Elon Musk (Tesla, Twitter, SpaceX, Neuralink) möchte „die wahre Natur des Universums“ verstehen. So zumindest formuliert Musk das Unternehmensziel von xAI, einer neuen Forschungsfirma, mit der er in das Rennen um eine menschenähnliche Künstliche Intelligenz einsteigen will.

In einem Online-Talk auf dem Kurznachrichtendienst Twitter erklärte Musk am vergangenen Freitag, wie das kryptische Leitbild von xAI zu verstehen sei. Die Unternehmensvorstellung fiel jedoch – in typischer Musk-Manier – recht unübersichtlich aus. Was genau hat es also mit xAI auf sich? Capital beantwortet die wichtigsten Fragen zu Elon Musks neuer Forschungsfirma.

Wofür steht die Abkürzung xAI?

Der Firmenname xAI ist ein Kofferwort aus X Corp – der Mutterfirma von Twitter, die ebenfalls Elon Musk gehört – und der englischen Abkürzung AI, die für Künstliche Intelligenz steht.

Der Name lässt erkennen, dass die KI-Firma künftig eng mit Twitter zusammenarbeiten soll. Laut der Unternehmenswebseite ist xAI allerdings eine eigenständige Firma.

Was ist xAI?

xAI ist eine von Elon Musk angeschobene Forschungsfirma, die sich der Entwicklung einer sogenannten Allgemeinen Künstlichen Intelligenz („Artificial General Intelligence“, kurz AGI) verschrieben hat. Allgemeine Künstliche Intelligenz bezeichnet eine Evolutionsstufe der KI, die noch in der Zukunft liegt. Im Gegensatz zu heutigen Chatbots wie ChatGPT soll sie dem menschlichen Geist ebenbürtig sein.

Man kann sich AGI auch als Problemlösermaschine vorstellen, die dem Menschen dabei hilft, komplizierte intellektuelle Aufgaben zu knacken. Etwa die Physik der Kernfusion, die Erforschung dunkler Materie oder die Lösung für den Klimawandel.

Was ist das Ziel von xAI?

Das übergeordnete Ziel der Forschungsfirma ist laut Musk der Aufbau einer „guten“ AGI, die die Menschheit verstehen will, statt sie zu zerstören. Sie solle der Menschheit helfen, all jenen Fragen auf den Grund zu gehen, die Wissenschaftler bisher nicht lösen könnten.

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xAI ist bei Weitem nicht das einzige Unternehmen, das an einer Allgemeinen Künstliche Intelligenz arbeitet. Auch der ChatGPT-Erfinder OpenAI und die Google-Tochter Deepmind haben sich dieses Ziel gesetzt. Elon Musks Firma ist insofern auch als Kampfansage an die großen KI-Player zu verstehen.

Wer steckt hinter xAI?

Für das Projekt hat Musk eine Truppe von KI-Wissenschaftlern von der Konkurrenz abgeworben. Laut der Webseite von xAI waren die elf Gründungsmitglieder zuvor bei Google, der Google-Tochter Deepmind sowie bei OpenAI tätig. Ihre Expertise liegt auf den Gebieten maschinelles Lernen, neuronale Netze und Sprachverarbeitung.

Zwei von Musks Mitgründern haben zudem einen Abschluss von deutschen Universitäten: Igor Babuschkin hat Physik an der TU Dortmund studiert und danach unter anderem für Deepmind gearbeitet. Toby Pohlen war an der RWTH Aachen, legte eine Station als KI-Experte bei der Schufa ein und ging danach ebenfalls zu Deepmind.

Warum hat Musk die KI-Firma gegründet?

Musk hat in den vergangenen Jahren immer wieder vor den möglichen Gefahren von Künstlicher Intelligenz gewarnt. Er gilt daher auch als Kritiker von OpenAI, denen er ein gefährliches Wettrennen um die Technologieführerschaft vorwirft. Erst im März 2023 unterzeichnete Musk mit hunderten anderen KI-Experten einen Appell, alle großen KI-Projekte für sechs Monate zu stoppen, um zuerst einen sicheren Rahmen zu erarbeiten. Gemeint war damit vor allem OpenAI. Konsequenzen ergaben sich aus dem Appell jedoch keine.

Etwa zur selben Zeit begann Musk damit, das Team für xAI zusammenzutrommeln. Seine Forschungsfirma kann man daher auch als Antwort auf OpenAI verstehen.

Was hat xAI mit OpenAI zu tun?

Dazu muss man Musks Vorgeschichte mit dem Branchenprimus kennen: Musk hat OpenAI im Jahr 2015 mitgegründet. Damals war es noch eine gemeinnützige Forschungsinitiative, die ergründen sollte, wie KünstlicheIntelligenz zum Wohle der Menschheit eingesetzt werden kann.

Drei Jahre später überwarf sich Musk jedoch mit seinen Mitgründern über strategische Fragen und schied schließlich aus dem Projekt aus. OpenAI hat sich seitdem zu einem Privatunternehmen gewandelt und gilt neben Google und Microsoft als bedeutendster kommerzieller Anbieter von KI-Lösungen. xAI ist somit quasi eine Neuauflage von OpenAI, nachdem Musk dort mit seiner Philosophie gescheitert ist.

Wie soll sich xAI von der Konkurrenz unterscheiden?

Musk geht es nach eigener Aussage in erster Linie um die Sicherheit der Technologie. Seine Auffassung davon, wie diese erreicht werden kann, unterscheidet sich grundlegend von OpenAI. „Der sicherste Weg, eine KI zu bauen, ist, eine zu bauen, die maximal neugierig und wahrheitssuchend ist“, sagte der Unternehmer im Online-Talk bei Twitter. Eine solche KI werde sich eher für die Menschheit interessieren, als sie zu zerstören.

Aus diesem Grund lehne er auch einen moralischen Kompass für die KI ab. „Ich wäre ein wenig besorgt über die Art und Weise, wie OpenAI seine KI so programmiert, dass sie Dinge in gut und nicht gut einteilt“, sagte Musk bei Twitter. OpenAI hat seinem Chatbot ChatGPT einige Grenzen gesetzt, die ihn davon anhalten soll, Desinformation, Hass und Hetze sowie politische Meinungen zu verbreiten. Die Definitionshoheit, was tabu ist und was nicht, liegt dabei bei OpenAI.

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Elon Musk ist strikt gegen eine solche Moderation. Er plädiert für radikalefreie Rede. Es ist davon auszugehen, dass seine KI keine Filtermechanismen für gefährliche oder hetzerische Inhalte haben wird. Ziel sei es, eine „anti-woke“ Künstliche Intelligenz zu bauen. Eine ähnliche Position bezog er schon bei seinem Kurznachrichtendienst Twitter.

Wie sieht der Markt dafür aus?

Elon Musk baut xAI als direkten Konkurrenten zu Deepmind und OpenAI auf. Der Vorsprung der beiden Branchen-Schwergewichte ist allerdings gigantisch. Das gibt der Unternehmer auch selbst zu. „Es wird noch eine Weile dauern, bis sie in der Größenordnung von der Künstlichen Intelligenz von OpenAI und Microsoft oder Googles Deepmind relevant wird“, sagte er bei Twitter.

xAI fängt allerdings auch nicht bei null an. Laut Musk soll die Forschungsfirma eng mit seinen anderen Unternehmen zusammenarbeiten. Denkbar ist, dass sie auch auf die Ressourcen seines Firmenimperiums zurückgreifen kann, etwas was die Hardware für die Rechenzentren angeht.

Strategisch interessant ist vor allem die Zusammenarbeit mit Twitter. Der Kurznachrichtendienst könnte als Datenlieferant für das Training der KI-Modelle fungieren. Die massenweise nutzergenerierten Textnachrichten, die auf Twitter in Echtzeit entstehen, sind nämlich eine wertvolle Ressource, um die Komplexität der Welt zu verstehen. Laut Musk ist auch eine Zusammenarbeit mit Tesla möglich. xAI könnte dem Autobauer etwa dabei helfen, das autonome Fahren zu verbessern.

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Job: National Farming Director

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